Pythagoras von Samos, griech. Philosoph um 570-510 v. Chr., Begründer der pythagoreischen Schule
Pythagoras war ein Schüler von Pherekydes von Syros, dem „Theologen“. Er verließ seine Heimat, weil er die Herrschaft des Tyrannen Polykrates ablehnte und bereiste Ägypten und Babylon. Im unteritalienischen Kroton fand er eine zweite Heimat und gründete dort seine Schule, eine religiös-ethische, sektenartige Gemeinschaft.
Die Bund der Pythagoreer verbreitete sich in ganz Unteritalien und Sizilien. Er unterschied sich durch strenge Sitten und Lebensgewohnheiten von der sonstigen Bevölkerung, erstrebte Askese und Gütergemeinschaft, Vegetarismus war opportun, auch Frauen sollen ihm angehört haben.
Am wichtigsten war den Pythagoreern die Zahlenlehre. Bis Anfang des 4. Jahrhunderts v. Chr. war der Pythagoreismus Zentrum der mathematischen Forschung. Zum Beispiel entdeckten die Pythagoreer die Inkommensurabilität und kannten schon die irrationalen Zahlen. Die Zahl ist nicht bloß Ausdruck, sondern Wesen und Kern der realen Dinge.
Allerdings ist der Pythagoras` zugeschriebene Satz, „im rechtwinkligen Dreieck ist die Summe der Kathetenquadrate gleich dem Hypotenusenquadrat“ lange vorher den Babyloniern bekannt gewesen.
Die Pythagoreer schrieben der Musik magische Funktion zu, sie wurde deshalb bei Kulthandlungen verwendet und diente zur Reinigung und Heilung der Seele von den Leidenschaften. Sie entdeckten, dass bei Saiteninstrumenten die Höhe des Tons von der Lage der Saiten abhängig ist, also mathematische Verhältnisse der musikalischen Harmonie zugrunde liegen. Den Pythagoreern war bereits die Kugelgestalt der Erde bekannt.
Schon zu Lebzeiten wurde Pythagoras fast wie ein Gott verehrt. Nach seinem Tod entstanden über ihn viele Legenden. Die Grenzen zwischen dem geistigen Vermächtnis des Pythagoras und seinen Schülern – beispielsweise auf mathematischem und musiktheoretischem Gebiet – kann nicht mehr genau bestimmt werden. Pythagoras war der erste Vertreter des philosophischen Idealismus in der griechischen Philosophie.
Die pythagoreischen Lehren übten einen starken Einfluß auf die Nachwelt aus. Einerseits förderten sie die Entwicklung wissenschaftlicher Disziplinen (Mathematik, Musiktheorie, Medizin, Astronomie), andererseits trugen sie zur Entfaltung des Idealismus (Platon, Neuplatonismus) und der Mystik, besonders Zahlenmystik (Kabbala) bei.
Pythagoras-Büste, datiert auf das 5. Jahrhundert v. Chr., Exponat des neapolitanischen Museums, Reduktion.
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